
von ANMIC
15. Juli 2022Mit dem „Ottone-Nigro-Preis“ wurden am 14. Juli 2022 jene ausgezeichnet, welche mit ihrem Engagement zur gesellschaftlichen Inklusion von Zivilinvaliden beitragen. Vierliehen von der Vereinigung der Zivilinvaliden (ANMIC Südtirol), wurde der Preis heuer an Dr. Lorenz Meyer, der Volkshochschule Südtirol (VHS) und der Bezirksgemeinschaft Vinschgau überreicht.
„Der Ottone-Nigro-Preis wird jährlich an drei Personen, Organisationen oder Unternehmen vergeben, welche einen besonderen Einsatz für die Sensibilisierung, Integration und Inklusion von unserem Mitmenschen mit Beeinträchtigung geleistet haben.“, erklärt Thomas Aichner, Präsident der ANMIC Südtirol. „Die Preisträger werden auf Vorschlag des Vorstands der ANMIC Südtirol ausgewählt, eine Bewerbung ist nicht möglich. Unser Ziel ist es, als die größte Interessensvertretung der Südtiroler Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung, ein Zeichen zu setzen und auch andere anzuspornen, ebenso vorbildlich zu handeln.“
In diesem Sinne wurde am Donnerstag der Ottone-Nigro-Preis zum zweiten Mal verliehen: Mit Freude nahmen die heurigen drei Preisträger die ihnen verliehene Urkunde und Medaille entgegen. Besonderes Augenmerk galt dabei dem Aspekt der sozialen Integration, zentrales Thema des diesjährigen Preises. So wurde der Ottone-Nigro-Preis heuer an jene verliehen, die Zivilinvaliden durch ihre tägliche Arbeit konkret in unsere Gesellschaft integrieren: Die Volkshochschule Südtirol (VHS), Dr. Lorenz Meyer und die Bezirksgemeinschaft Vinschgau.
Die erste Medaille wurde an die Volkshochschule Südtirol (VHS) für ihr Projekt „Integrierte Volkshochschule (IVHS)“ verliehen. Diese sieht ein spezifisches Ausbildungsprogramm für Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung vor, wodurch diese Menschen ihre beruflichen, sozialen und persönlichen Fähigkeiten weiter stärken und ausbauen. „In unserem Leitbild ist verankert, dass wir allen Menschen eine Hilfestellung geben, damit sie aktiv und selbstbestimmt am kulturellen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben teilnehmen können. Wir bemühen uns, die Menschen dort abzuholen, wo sie ihre Fähigkeiten am besten einsetzen können, damit sie ihr Leben im Rahmen ihrer Möglichkeit aktiv gestalten und dadurch Selbstwertgefühl und Lebensfreude bekommen“, berichtet Oswald Rogger, Präsident der VHS Südtirol.
Auch Dr. Lorenz Meyer, Arzt für Allgemeinmedizin und Mitglied der Ärztekommission zur Feststellung der Zivilinvalidität sowie langjähriger Ansprechpartner der ANMIC Südtirol, setzt sich für mehr Rechte und eine bessere Eingliederung der Zivilinvaliden in Südtirol ein. Er betont, wie wichtig es ist, neben dem Krankheitsbild auch den sozialen Kontext zu berücksichtigen, um dem Patienten wirklich helfen zu können. „Es ist wohl ca. 30 Jahre her, dass man an mich und an andere Hausärzte herangetreten ist, mit der Frage, ob wir bereit wären, als Mitglieder in der Ärztekommission zur Feststellung der Zivilinvalidität tätig zu sein. Bis zu diesem Zeitpunkt waren immer nur Fachärzte in den Kommissionen vertreten. Als Hausarzt- heute nennt man uns Arzt für Allgemeinmedizin- hat man meiner Ansicht nach einen anderen Zugang zu den Patienten oder in diesem Fall zu den Antragstellern. Man sieht nicht nur das Krankheitsbild oder die Behinderung, man beobachtet oder kennt die Familie und das soziale Umfeld. Im Fall der Visiten vor der Kommission fragt man im Besonderen nach den Problemen im Alltag. So gesehen war es höchste Zeit, auch die Hausärzte miteinzubeziehen.“
Die dritte Auszeichnung wurde an die Bezirksgemeinschaft Vinschgau verliehen, welche sich nicht nur für den Interessensschutz der Zivilinvaliden und für die gesellschaftliche Teilhabe aller einsetzt, sondern auch Aktivitäten zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit durchführt. „Wir glauben, dass Beratungs- und Informationsdienste für die Bürger von grundlegender Bedeutung sind“, sagt Präsident Dieter Pinggera. „Zur Situationsverbesserung von Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung gilt es unserer Meinung nach weiterhin in eine möglichst gute Vernetzung auf allen Ebenen zu investieren, von den betroffenen Personen, über Interessensverbände, Trägerorganisationen von Diensten und Unterstützungsangeboten, bis hin zu den zuständigen Ämtern auf Landesebene und den politischen Vertretern. Aber auch die Investition in eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig, um die gesamte Bevölkerung für das Thema Zivilinvalidität und Behinderung zu sensibilisieren.“
Namensgeber des Preises ist Cav. Ottone Nigro. Nigro war bis zu seinem Tod im Jahr 2003 Präsident der ANMIC Südtirol, als welcher er sich über zwei Jahrzehnte lang für Südtirols Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung einsetzte.
Bild: (von links nach rechts) Klaus Graber, Paola De Lazzari (beide IVHS), Oswald Rogger (Präsident der VHS Südtirol), Thomas Aichner (Präsident der ANMIC Südtirol), Dieter Pinggera (Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau), Dr. Lorenz Meyer | © ANMIC Südtirol